Sonntag, 29. Mai 2011

Ein kalter Traum in Weiß


Wenn es draußen warm und sommerlich wird bekommt man Lust auf etwas Erfrischendes. Bei uns essen wir deshalb im Sommer oft eine wohlschmeckende russische Sommersuppe, bekannt als Okroschka (russ.: окрошка). An heißen Tagen ist es ein perfekter Durstlöscher und Sattmacher. Die Suppe ist in weniger als 30 Minuten zubereitet und schmeckt noch dazu ganz köstlich. Wichtig ist, dass alle Zutaten fein gehackt bzw. in kleine Würfel geschnitten werden. Daher auch der Name Okroschka, was so viel bedeutet, wie "aus Krümeln" (kroschka / крошка = Krümel).

Traditionell wird Okroschka mit Kwass, einem Brotgetränk, zubereitet. Den Kwass selber herzustellen ist für uns allerdings zu zeitaufwendig und der Fertigkwass, den es in russischen Läden zu kaufen gibt, ist für diesen Zweck ein wenig zu süß und somit für die Okroschka leider ungeeignet. Deshalb verwenden wir stattdessen immer Buttermilch. Man kann aber alternativ auch alkoholfreies Malzbier nehmen. Die Suppe schmeckt am Ende trotzdem noch sehr ähnlich wie die Originale Okroschka und manche finden das verdeutschte Rezept sogar besser.

Viele Aussiedler machen das Rezept mittlerweile mit Kefir oder Buttermilch, was unser Familienrezept aber von allen anderen unterscheidet ist die Tatsache, dass wir der Suppe keine gewürfelten Pellkartoffeln hinzugeben, sondern die Kartoffeln seperat dazuservieren und zwar in Form von Püree mit Zwiebelstücken. Das Püree wird in einer Schüssel in die Mitte des Tisches gestellt und jeder kann sich dann so mit dem Löffel etwas herausnehmen. Das heiße Püree ergibt mit der kalt servierten Suppe eine aufregende Mischung. Für mich gehört dies zur Okroschka einfach dazu!

Wie bereitet ihr die russische Sommersuppe zu?

Mittwoch, 18. Mai 2011

Ohren zum Anbeißen


Pelmeni (russ.: пельмени) sind kleine russische Nudelspezialitäten, die meist mit Hackfleisch befüllt sind, aber durchaus auch vegetarisch gegessen werden, z. B. mit Pilzen, Kraut oder Kascha. Eine besondere Delikatesse sind Fischpelmeni mit fein gehackter Füllung vom Dorsch, Ketalachs, Buckellachs und Blaurücken. Damit sie saftiger werden, gibt man zur Fischfüllung Eisstückchen hinzu. Wie ihr wahrscheinlich schon merkt, gibt es also unzählig viele Rezepte für diese Teigtaschen, ich werde euch in meinem Buch allerdings nur ein Rezept vorstellen, dafür ist es das Beste von allen! ;)

Beim Zubereiten der kleinen Teigtaschen habe ich mich schon öfter gefragt woher die Pelmeni eigentlich stammen und wieso sie einen solchen Namen tragen.
Wenn man eine Weltreise machen würde, würde man sicherlich fast überall gefüllte Teigtaschen angeboten kriegen. In Deutschland geht's ja schon mit den Maultaschen los, auch bekannt als Herrgottsbscheißerle. Angeblich haben die Schwaben das Fleisch zur Fastenzeit vor dem lieben Herrgott in Teigtaschen versteckt. Auch die chinesischen Teigspeisen sind mit Hackfleisch befüllt, die man Wan Tan oder Jiaozi nennt. Ich könnte jetzt noch viele weitere Länder und Völker aufzählen, die gefüllte Teigtaschen im Angebot haben, aber letztendlich ist klar, dass die wahren Pelmeni nur in Russland existieren. Pelmeni übernahmen die Russen nämlich von den Völkern des Nordens und Sibiriens, den Permaken, Komi, Nenzen, Udmurten und sibirischen Tataren. Das Volk der Udmurten soll sie wegen ihrer Form pel'nan genannt haben, was soviel bedeutet wie "Ohr aus Teig". Dieses Wort wurde schließlich im Laufe der Zeit zu Pelmeni. Wenn man sich die Form so anschaut, hat sie tatsächlich etwas von einem Ohr. Die Pelmeni-Form ist lediglich etwas runder. Aber wer weiß schon wie die Ohren der Leute im Mittelalter wirklich aussahen. Vielleicht waren sie ja auch so rund und klein wie die Teigtaschenförmchen.

Es gibt eine Legende zu den Pelmeni, die sich vor Jahrhunderten zugetragen haben soll: Zwei Kaufleute aus Sibirien wetteten, wer von beiden am meisten Pelmeni essen könnte. Da beide sehr stur waren, stopften sie die Pelmeni so lange in sich hinein bis sogar der Gewinner irgendwann mit einem Pelmeni im Mund tot unter den Tisch sank - beide sollen sich überfressen haben. Die Pelmeni sind so lecker, dass man nicht weiß wann man aufhören sollte und deshalb gehören sie bis heute zu den beliebtesten Speisen in Sibirien. Aber auch in anderen Ländern wie Deutschland sind diese kleinen Täschchen nicht unbekannt, jedoch werden sie von den Deutschen gerne russische Tortellini genannt, dabei schmecken sie um einiges besser. Hoffentlich lesen das jetzt keine Italiener, die auf ihre Küche schwören. Na ja, spätestens nachdem sie mein Familienrezept gekostet haben, werden sie mir ohnehin Recht geben müssen.

Ein sehr schöner Brauch ist es, in eine Pelmeniteigtasche einen Knopf oder Ring hineinzugeben. Zugegeben, das mit dem Ring wurde wahrscheinlich nicht so oft in Russland gemacht, denn die Menschen dort hatten nicht so viel Geld, dass sie jeden Gast mit Schmuck erfreuen konnten, aber einen Knopf konnte sich jeder leisten. Was dem armen Bürger in Russland vergönnt blieb, war bei den Zaren aber nichts Ungewöhnliches und so war es in deren Küche üblich, dass eine Pelmenitasche mit einem Edelstein befüllt wurde. Na, hoffentlich hat sich keiner daran die Zähne ausgebissen ;)
Zu Hause bevorzugen wir eine essbare Füllung, die sich von den Üblichen unterscheidet. Wir geben dann zum Hackfleisch gerne Käsestücke oder Speck hinzu. Diese eine Pelmeni soll dem Glück bringen, der sie auf seinem Teller wiederfindet.

Es heißt ja auch, dass Pelmeni früher getrocknet und eingefroren als Proviant mit auf Reisen genommen worden sind. Denn zum Aufwärmen brauchte man nicht viel: einen Kessel, ein Feuer und etwas Wasser oder Schnee, was es in Russland ja zur Genüge gibt. Ganz schnell konnte man sich eine sättigende und wohlschmeckende Mahlzeit zaubern. Es ist bis heute üblich, dass man mit Verwandten und Gästen die Pelmeni zu tausend zusammenfaltet und im Winter draußen lagert, wo sie in der Kälte gefrieren. Sogar in Großstädten, wie Moskau kann man an vielen Fenstern und Balkonen Beutel hängen sehen, worin sich die beliebte Speise befindet. Sie sollen nach dem Gefrieren zudem viel besser schmecken und mit Schmand, Pfeffer oder Essig sind sie einfach unwiderstehlich!

Bereitet ihr die Pelmeni auch heute noch mit Bekannten und Familien zu, um sie dann in der Kühltruhe zu lagern? Und womit befüllt ihr eure Glückspelmeni?

Montag, 16. Mai 2011

Familiärer Zusammenhalt durch Tee


Die Russen sind wahre Teefreunde und da meine Familie und ich in der ehemaligen Sowjetunion lebten, gehören wir natürlich auch  zu den Teeliebhabern – bis heute. Jeden Tag wird bei uns das heiße Gebräu getrunken: morgens, mittags, abends und auch zwischendurch. Es ist eigentlich DAS Getränk schlechthin!

Während bei deutschen Familien immer ein kaltes Getränk zum Mittagessen serviert wird, wartet man bei uns bis nach dem Essen auf eine Erfrischung. Mit Erfrischung meine ich aber auch hier, den Tee, denn vor allem der Grüne wirkt Wunder gegen heiße Sommertage und belebt besser als jedes Mineralwasser oder Bier. Die Russen trinken das gesundheitsfördernde Getränk sogar vor, während und nach einem Saunabesuch.

Der schwarze und grüne Tee stammt zwar offiziell aus China und wurde in Russland erst eingeführt als es von dem Bojaren Wassili Starkow als Geschenk für den Zaren Michail Fjodorowitsch mitgebracht wurde. Doch schon lange davor wurde in Russland, wie anderenorts auch, Tee aus den Früchten des Waldes und den Kräutern der Wiesen gekocht und als Getränk wie als Heilmittel verwendet. Wie überall, wo Teesträucher nicht bekannt waren und nicht wachsen, war der „feine“ Tee, vor allem während des Krieges unerschwinglich. Also blieb man beim Hausgemachten. Meine Mutter pflückt auch heute noch aus unserem Garten Pfefferminzblüten und macht daraus einen äußerst aromatischen Tee, der mir persönlich um einiges besser schmeckt als ein Gekaufter.

Zum schwarzen Tee wird bei uns zu Hause auch immer noch die Milch gereicht. Als Freunde bei mir zu Besuch waren und ihnen wie selbstverständlich dazu Milch angeboten wurde, haben sie uns nur skeptisch angesehen und dankend abgelehnt. Nach einer gewissen Zeit wurde es aber nicht untypisch in Deutschland und daraufhin reagierten Freunde, wenn man ihnen zum Tee Milch anbot, nicht mehr verwundert, sondern entgegneten: „Ah, ihr trinkt den Tee wie die Engländer“ Ich wollte nie erwidern, dass der schwarze Tee in Russland eigentlich schon immer so getrunken wurde und die Russen es nicht von den Engländern abgeschaut haben, sondern eher umgekehrt. Ich wollte aber die netten teetrinkenden Engländer nicht beleidigen. Außerdem haben sie die Zubereitung auf ihre Weise zur Meisterschaft entwickelt, daher kann man diese nicht mit denen der Russen vergleichen. Oft geben die Russen z. B. sogar zum grünen Tee Milch hinzu, so dass der Tee noch ein zusätzliches Aroma bekommt. Vor allem wenn er nach zu langem Ziehen eine bittere Note erhält, schmeckt er mit etwas Milch milder und somit angenehm.

Bei den Russen ist es auch üblich, dass zum Tee noch etwas Süßes serviert wird, meist ist es mit einem Kuchen aber nicht getan – nein es müssen dann auch noch zahlreiche Süßigkeiten dazukommen, die sich im ganzen Haus verstecken und selbstgemachte Marmelade zum Versüßen darf natürlich auch nicht fehlen. Dann wird genascht und der harte Keks in den Tee getunkt bis dieser schließlich in der Hitze aufweicht und in der Teetasse versinkt. Die Russen trinken ihren Tee nämlich gerne sehr sehr heiß.
Auch meinem Opa konnte er nie heiß genug sein. Ständig beschwerte er sich darüber, dass er schon abgekühlt sei, während wir Kinder denselben Tee, wie die Kasachen aus der Schale tranken, um uns nicht daran zu verbrennen.

Doch je älter ich werde, desto stärker wächst auch bei mir das Bedürfnis nach einem heißen Tee. Ich genieß es, wenn die Hitze aufsteigt und sich dadurch der Geruch des Tees intensiver entfalten kann. Dann beginne ich genüsslich daran zu nippen und ein Wohlsein wird in mir ausgelöst, weil ich weiß, dass die Teezeremonie erst begonnen hat und man sich für ein Weilchen zurücklehnen und die Gemütlichkeit und das Beisammensein genießen kann.

Ein besonderer Brauch ist nämlich das gemeinsame Teetrinken nach den Mahlzeiten, bei dem ein ruhiges Gespräch über all das aufgenommen wird, was beim Essen nicht ausreichend behandelt werden konnte.
In Russland und kurz nachdem wir nach Deutschland kamen habe ich oft erlebt, dass bei dieser Gelegenheit der Tee im Selbstkocher "Samowar" (самовар) zubereitet wurde. Dieser hat einen Ehrenplatz in jeder russischen Familie und ist dort nicht wegzudenken. Es wird auch als ein Schmuckstück im Haushalt empfunden, der immer zum Abschluss eines Gastmahls hervorgeholt wird.

Schon in früheren Jahren war der Samowar nicht wegzudenken und sorgte für kochendes Wasser ohne dass der große Ofen angeheizt werden musste. Doch den Samowar gibt es erst seit 1730. 1778 kam es schließlich zur Gründung der ersten Samowarfabrik in Tula. Die Stadt der reichen Erzvorkommen und der hochwertigen Metallverarbeitungen erlangte als Zentrum der russischen Samowarherstellung Berühmtheit. 1862 gab es dort acht, 1886 bereits 70 Samowarfabriken, die zum Teil sehr kunstvolle Geräte produzierten. Als Materialien verwendete man Kupfer, Messing und Weißblech, seltener Silber. Die üblichen Samoware bestanden aus sogenannten polnischen Silber, einer Schmelze aus Nickel mit Eisen sowie Kupfer und waren innen verzinnt. Oft zierten sie Sinnsprüche wie:“Trinkst du Tee, dann lebst du hundert Jahre!“ Den traditionellen Samowar beheizt man mit Holzkohle oder Tannenzapfen, die sich auf einem Rost im Heizrohr innerhalb des Gefäßes befinden. Nachdem das Wasser zum kochen gebracht wird, nimmt man das Rohr ab und der Samowar kann auf den Tisch gestellt werden.
Ein Samowar, der auf diese Weise funktioniert, wird Sbitennik genannt, nach dem beliebten Honiggetränk Sbiten, das sehr häufig darin aufgewärmt wurde.
Moderne Samoware funktionieren mittlerweile ähnlich wie die heutigen Wasserkocher und erhitzen das Wasser mit einer elektrischen Spirale, die jedoch dessen Geschmack und Qualität etwas beeinträchtigt. Was aber gelieben ist, ist immer noch eine kleine Teekanne, die man auf den Samowar stellen kann, worin ein kräftiger Teesud zieht. So kann sich jeder den Tee in der gewünschten Stärke mischen.

Wie trinkt ihr euren Tee – eher deutsch oder russisch?

Freitag, 6. Mai 2011

Roter Oktober - Krasny Oktjabr



Ihr kennt sicherlich alle noch "Aljonka" die süße Versuchung aus Russland, die Tafel, von der ein pausbäckiges Mädchen mit Kopftuch blickt. Es war wohl die bekannteste und begehrteste Schokolade in der ehemaligen Sowjetunion. Angeblich hat es das Mädchen wirklich gegeben und sie soll immer noch leben, mittlerweile als ältere Dame in Moskau. Der Rote Oktober produzierte noch viele andere bekannte Schokoladensorten, wie: „Mischki Kosolapij“, die Schokowaffeln mit den Bären drauf und „Südliche Nächte“, eine Schokolade mit cremiger Fruchtfüllung

Ein Deutscher gründete die Fabrik vor über 150 Jahren. Damals hieß sie noch Staatliche Süßwarenfabrik Nr. 1 und gehörte zum Hoflieferanten des Zaren. Alles kam aus eigener Herstellung, sogar die Glasur und die Verpackungen wurden in der Fabrik produziert. Schließlich machte "Aljonka" den Roten Oktober zur Legende.
die Schokoladenfabrik ist leider in die Jahre gekommen und heute geschlossen, aber am Stadtrand werden die bekannten Schokoladen des Roten Oktober immer noch produziert. Ein kleiner Laden ist im ehemaligen Fabrikgebäude noch untergebracht und dort werden nach wie vor die süßen Wünsche der Nostalgiker erfüllt.

Eigentlich finde ich die russischen Konfekte nicht sonderlich lecker, aber ich bin trotzdem ein Fan davon, weil sie mich immer an meine Kindheit erinnern und ich die Verpackung so schön finde. Diese haben sich bis heute kaum verändert und deshalb ist es immer wieder eine Reise in die Vergangenheit, wenn man die Schokolade in Händen hält!


Welches war immer eure Lieblingsschokolade in Russland und wie schmecken euch die Konfekte mittlerweile? Kauft und esst ihr sie auch nur, weil es euch an die Vergangenheit erinnert oder schmeckt sie euch noch genau so wie früher?

Montag, 2. Mai 2011

Der Kartoffelpuffer

Kartoffelpuffer wird in Deutschland gewöhnlich mit Apfelmus gegessen, in Russland hingegen mit Schmand (Smetana). Auch bei uns zu Hause essen wir den Kartoffelpuffer lieber russisch als deutsch. Mit Apfelmus haben wir ihn zwar ab und zu auch probiert, an den Geschmack konnten wir uns jedoch nie so wirklich gewöhnen. Mittlerweile wird bei uns aber auch mal eine Pilzsoße dazu serviert, der Schmand ist dabei dennoch unerlässlich!


Wie esst ihr Kartoffelpuffer und wisst ihr woher der Kartoffelpuffer ursprünglich stammt?