Montag, 15. August 2011

Zu Hause bei Väterchen Frost

Anders als bei uns in Deutschland wird Heiligabend in Russland, nicht am 24. Dezember, sondern erst am 6. Januar, nach dem julianischen Kalender, gefeiert.
Der Heiligabend wird dort Sochelnik (russisch: Сочельник) oder Koljadki (russisch: Коляды) genannt.

Sobald bei den Russen Weihnachten bevorsteht, kommt nicht etwa der Nikolaus, Weihnachtsmann oder das Christkind, sondern Väterchen Frost = Ded Moros  (russ.: Дед Мороз). Zwischen dem Weihnachtsmann und Väterchen Frost gibt es einige Unterschiede. Es geht schon bei der Kleidung los: bei Väterchen Frost ist zum Beispiel der rote Mantel kein Muss und kann ruhig auch blau oder weiß sein. Meist trägt er auch traditionell russische Filzstiefel dazu und hat einen Eiszapfen in der Hand, der zum Wandern eingesetzt wird. Väterchen Frost ist zudem kein so strenger Mann und würde unartige Kinder niemals mit der Rute bestrafen. Das Schlimmste, was diesen passieren kann, ist von der Bescherung ausgeschlossen zu werden. Diese Möglichkeit wird den Kindern gegenüber erwähnt, aber eigentlich nie genutzt.

Er erscheint häufig in Begleitung seiner Enkelin Snegurotschka (russisch: Снегурочка), dem Schneemädchen – ein junges hübsches Mädchen mit langem Zopf, das ebenfalls einen weißen oder blauen Mantel trägt.
In einem Pferdeschlitten reisen die beiden durch das Land und bringen den Kindern die Geschenke. Überall werden sie mit Musik empfangen, dreimal wird laut Väterchen Frost gerufen bis dieser erscheint und zur Begrüßung dreimal mit dem Eiszapfen auf den Boden klopft. Nun muss jeder ein Gedicht aufsagen, ein Lied singen oder eine tolle Geschichte erzählen, dann gibt es Süßes. Meist wird ein verzierter Kuchen in Herzform an die Kinder gereicht, jedes soll einen erfüllten Traum symbolisieren.

In der Zeit zum Neujahrs- und Weihnachtsfest gibt es, genau wie in Deutschland, einen Tannenbaum „Jolka“ genannt, der mit bunten Glaskugeln, Spielzeugen, in Folie gewickelten Nüssen und Pralinen geschmückt wird. Vor dem Tannenbaum stellt man häufig Puppen auf, die Väterchen Frost und seine Enkelin Snegurotschka verkörpert.Und auch bei uns zu Hause wurde der Weihnachtsbaum, am Anfang als wir nach Deutschland kamen, immer sehr üppig und glamourös geschmückt, mit grellen Farben, viel Silber und Tiermotiven. Weniger weihnachtlich, viel mehr festlich. Erst später haben wir den Stil dem Deutschen angepasst und ihn einheitlicher, mit Rot-Goldenen Kugeln und einem klassischen Weihnachtsstern verziert. Die Tiermotive wurden schließlich auf dem Dachboden verstaut, weil wir es als kindisch und altmodisch empfanden. Mittlerweile ist aber genau so ein Baumschmuck in Mode gekommen und man zahlt viel Geld um an solche Motive, wie Rotkäppchen und der Wolf zu kommen. Schade, dass die Weihnachtsdeko zum Teil schon zersplittert ist. Ich mochte sie schon als Kind sehr gerne, aber jetzt stecken zu viele Erinnerungen darin und die Sorge, dass alle Figuren zerbrechen könnten, ist zu groß. Deshalb werden sie wohl die restliche Zeit in ihren Kisten verbringen müssen.

Auch wenn in unserer Familie gewisse russische Vorlieben vorhanden waren, so haben wir in Russland Heiligabend dennoch nach dem deutschen Kalender gefeiert und an diesem Tag auch Bescherung gehabt. Anders als bei den Russen, die sich gegenseitig an Silvester, statt zu Weihnachten beschenken.
Gefeiert wird Weihnachten ansonsten ähnlich wie bei den Deutschen. Sie gehen an Weihnachten, der am 7. Januar ist, ebenfalls in die Kirche. Die Weihnachtsmesse gehört bei ihnen sogar zum wichtigsten Ereignis des Abends, mit viel Gesang und schönen Lichter-Prozessionen. Man hat aber auch die Möglichkeit sich die Messe gemütlich im Fernsehen anzusehen, die live übertragen wird.

Nach der Kirche trifft man sich schließlich mit der ganzen Familie und genießt das große Weihnachtsmahl miteinander. Dieses Mahl ist eine erfreuliche Sache, denn vor der Abendmesse wird 40 Tage gefastet, zumindest die sehr gläubigen Menschen in Russland tun dies. Der Verzehr von Fleisch, Käse, Butter, Milch und Eiern ist zu dieser Zeit nicht erlaubt. Vom 2. bis zum 6. Januar wird sogar Fisch komplett weggelassen. Das wahre Fasten ist aber keine Diät. Wichtig ist die Enthaltsamkeit in allen Lebensbereichen. Während der Fastenzeit sollte man nicht sündigen, nichts Böses tun und anderen verzeihen.
Früher war das Festessen nach dem Fasten fleischlos und wurde Sochivo oder auch Kutja genannt. Die aus Mandeln, Mohn, Honig und Getreide gekochte Speise symbolisierte Gemeinschaft, Hoffnung und Erfolg. Sie wurde in einer großen Schüssel serviert, aus der alle Familienmitglieder gemeinsam aßen. Heute fällt das Essen nicht mehr so bescheiden aus und die gedeckten Tische biegen sich unter den Leckereien.

Wie feiert ihr Weihnachten in Deutschland? Gibt es bei euch an Silvester oder zu Weihnachten Geschenke?

Hat einer von euch vielleicht ein Foto, das er mir für meine Arbeit zur Verfügung stellen könnte? Vielleicht mit Ded Moros, einer Jolka oder auch Fotos von Silvester (wie z.B. die Kinder verkleidet sind). Das wäre eine riesige Hilfe für mich, denn das aktuelle Foto habe ich aus dem Internet und darf es eigentlich gar nicht hier veröffentlichen ;)