Blini sind berühmte russische Teigspeisen aus Hefe- oder Buchweizen, die den Eierkuchen sehr ähneln. Es ist immer noch nicht festgestellt worden, aus welchem Land genau dieses Gericht stammt. Die Forscher nicken mal in Richtung China, mal in Richtung Ägypten. Aber, obwohl der Eierkuchen in der einen oder anderen Form in vielen Ländern bekannt ist, werden wohl die Blini aus Hefeteig den Slawen zugeschrieben. Dort hatten sie in der vorchristlichen Zeit eine gewisse rituelle Bedeutung, da sie aufgrund ihrer runden Form ein Symbol der Sonne waren.
Ähnliche Teigspeisen sind in ganz Ost- und Südosteuropa verbreitet, werden aber nur gelegentlich auch aus Buchweizenmehl hergestellt. Polnische Pfannkuchen heißen Naleśniki, wenn sie ohne Hefe zubereitet werden, und Racuchy, wenn es sich um Hefepfannkuchen handelt. In Tschechien nennt man sie Palačinky, in Ungarn Palacsinta (Palatschinken). Durch die russischen (vor allem jüdischen) Immigranten sind Buchweizenpfannkuchen auch in den USA bekannt geworden.
Seit dem Mittelalter werden sie in Russland am Ende des Winters zur Masleniza (Butterwoche) gebacken, um symbolisch die Wiedergeburt der Sonne zu feiern, vor Beginn der Fastenzeit. Sie wurden in dieser Woche früher auch von Straßenverkäufern angeboten. Diese Tradition wurde von der russisch-orthodoxen Kirche übernommen und wird bis heute gepflegt. Weitere Anlässe für Blini-Mahlzeiten waren die rituellen Gedenktage für die Toten, die drei Mal im Jahr stattfanden. Auch bei Beerdigungen wurden Blini als Speise für die Gäste zubereitet.
Allerdings sind sie so beliebt, dass man sie nicht nur zu Festen backt, sondern auch an ganz gewöhnlichen Tagen serviert.
Es gibt auch Blini, die eingerollt werden und mit den unterschiedlichsten Füllungen (Quark, Konfitüre,Honig, Hackfleisch, Kaviar, Pilze) und Aufstrichen gegessen werden, diese werden jedoch Blintschiki (Блинчики) genannt. Und auch im Westen wird häufig der Ausdruck Blini fälschlich für kleine, dickere Eierkuchen angewendet, die auf russisch aber eigentlich оладьи (olad‘i) genannt werden.
Doch den Begriff Blin kenne ich eigentlich aus meiner Kindheit, dabei ging es jedoch weniger ums Essen. Ich hörte es meinen Vater gebrauchen, wenn bei ihm etwas schief lief oder wenn ihm jemand die Vorfahrt klaute. Ich vermutete ein ganz schlimmes Wort dahinter, weil mein Vater auf russisch statt auf deutsch fluchte. Dabei hieß es nichts weiter als übersetzt Plinsen bzw. Eierkuchen. Na gut, wenn man ehrlich ist, war blin außerdem ein Hüllwort für einen allgemeinen Verdammungsfluch („Mist!“), um das vulgäre блядь (bljad‘) „Prostituierte“ zu vermeiden, vergleichbar mit dem deutschen Scheibenkleister. Aber gesagt wurde ja trotzdem nur die ganze Zeit löchriger Pfannkuchen (russ.: блин дырявый / blin drjawiy) oder Tannenstock (russ.: Ёлки-палки! / jollki palki). Was beides im Deutschen einfach als „Verflixt“ oder „Verdammt“ übersetzt werden würde. Diese Wörter sind also harmlos und sogar Kindern erlaubt.
Bei den Russen und den Schimpfwörtern muss man aber immer sehr vorsichtig sein, denn die einfachsten Dinge können schon eine Beleidigung für sie bedeuten.
Sollte man als Ausländer ein Wort nicht als Beleidigung meinen, sondern einfach als „Fluchwort“, es aber in der falschen Situation und mit falscher Intonation aussprechen, dann muss man mit echten Problemen rechnen und kann sehr schnell in eine böse Schlägerei verwickelt werden. Denn Russen sind sehr stolz und lassen sich nur sehr wenig gefallen.
Wart ihr einmal in einer Situation, in der euch die Russen oder Deutschen falsch verstanden haben? Welche Erfahrungen habt ihr mit russischen und deutschen Schimpfwörtern gemacht?
Hallo Grafikstudentin in der Abschlussphase deines Studiums!
AntwortenLöschenSchöner Blog! Bin ab heute ein Stammleser, Verdammter Tannenstock! :)
von: Russische Tastatur
Das freut mich sehr und auch der Kommentar im Forum...ich fühle mich geehrt und finde es schön, dass meine Texte Anklang finden! Der nächste Blogbeitrag wird schon sehr bald kommen :)
AntwortenLöschenliebe Grüße
Hi, ich auch. Supernetter und echt interessanter Blog mit vielen kleinen sympathischen Details :) Schön, ein paar Insider aus dem russischen Leben kennenzulernen. Ich versuche gerade, Russisch zu lernen, will nächstes Jahr in StP eine Freundin besuchen. Freu mich schon auf deine nächsten Einträge :)
AntwortenLöschenLiebe Grüsse Lene
Viele lieben Dank... ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr mich diese Kommentare freuen! Ich bin momentan in der Endphase meiner Masterarbeit und illustriere fleißig die Rezeptseiten, aber ans Texten mache ich mich auch bald wieder. Dann gibt's demnächst erneut was zu Lesen :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Elisa