Mittwoch, 18. Mai 2011

Ohren zum Anbeißen


Pelmeni (russ.: пельмени) sind kleine russische Nudelspezialitäten, die meist mit Hackfleisch befüllt sind, aber durchaus auch vegetarisch gegessen werden, z. B. mit Pilzen, Kraut oder Kascha. Eine besondere Delikatesse sind Fischpelmeni mit fein gehackter Füllung vom Dorsch, Ketalachs, Buckellachs und Blaurücken. Damit sie saftiger werden, gibt man zur Fischfüllung Eisstückchen hinzu. Wie ihr wahrscheinlich schon merkt, gibt es also unzählig viele Rezepte für diese Teigtaschen, ich werde euch in meinem Buch allerdings nur ein Rezept vorstellen, dafür ist es das Beste von allen! ;)

Beim Zubereiten der kleinen Teigtaschen habe ich mich schon öfter gefragt woher die Pelmeni eigentlich stammen und wieso sie einen solchen Namen tragen.
Wenn man eine Weltreise machen würde, würde man sicherlich fast überall gefüllte Teigtaschen angeboten kriegen. In Deutschland geht's ja schon mit den Maultaschen los, auch bekannt als Herrgottsbscheißerle. Angeblich haben die Schwaben das Fleisch zur Fastenzeit vor dem lieben Herrgott in Teigtaschen versteckt. Auch die chinesischen Teigspeisen sind mit Hackfleisch befüllt, die man Wan Tan oder Jiaozi nennt. Ich könnte jetzt noch viele weitere Länder und Völker aufzählen, die gefüllte Teigtaschen im Angebot haben, aber letztendlich ist klar, dass die wahren Pelmeni nur in Russland existieren. Pelmeni übernahmen die Russen nämlich von den Völkern des Nordens und Sibiriens, den Permaken, Komi, Nenzen, Udmurten und sibirischen Tataren. Das Volk der Udmurten soll sie wegen ihrer Form pel'nan genannt haben, was soviel bedeutet wie "Ohr aus Teig". Dieses Wort wurde schließlich im Laufe der Zeit zu Pelmeni. Wenn man sich die Form so anschaut, hat sie tatsächlich etwas von einem Ohr. Die Pelmeni-Form ist lediglich etwas runder. Aber wer weiß schon wie die Ohren der Leute im Mittelalter wirklich aussahen. Vielleicht waren sie ja auch so rund und klein wie die Teigtaschenförmchen.

Es gibt eine Legende zu den Pelmeni, die sich vor Jahrhunderten zugetragen haben soll: Zwei Kaufleute aus Sibirien wetteten, wer von beiden am meisten Pelmeni essen könnte. Da beide sehr stur waren, stopften sie die Pelmeni so lange in sich hinein bis sogar der Gewinner irgendwann mit einem Pelmeni im Mund tot unter den Tisch sank - beide sollen sich überfressen haben. Die Pelmeni sind so lecker, dass man nicht weiß wann man aufhören sollte und deshalb gehören sie bis heute zu den beliebtesten Speisen in Sibirien. Aber auch in anderen Ländern wie Deutschland sind diese kleinen Täschchen nicht unbekannt, jedoch werden sie von den Deutschen gerne russische Tortellini genannt, dabei schmecken sie um einiges besser. Hoffentlich lesen das jetzt keine Italiener, die auf ihre Küche schwören. Na ja, spätestens nachdem sie mein Familienrezept gekostet haben, werden sie mir ohnehin Recht geben müssen.

Ein sehr schöner Brauch ist es, in eine Pelmeniteigtasche einen Knopf oder Ring hineinzugeben. Zugegeben, das mit dem Ring wurde wahrscheinlich nicht so oft in Russland gemacht, denn die Menschen dort hatten nicht so viel Geld, dass sie jeden Gast mit Schmuck erfreuen konnten, aber einen Knopf konnte sich jeder leisten. Was dem armen Bürger in Russland vergönnt blieb, war bei den Zaren aber nichts Ungewöhnliches und so war es in deren Küche üblich, dass eine Pelmenitasche mit einem Edelstein befüllt wurde. Na, hoffentlich hat sich keiner daran die Zähne ausgebissen ;)
Zu Hause bevorzugen wir eine essbare Füllung, die sich von den Üblichen unterscheidet. Wir geben dann zum Hackfleisch gerne Käsestücke oder Speck hinzu. Diese eine Pelmeni soll dem Glück bringen, der sie auf seinem Teller wiederfindet.

Es heißt ja auch, dass Pelmeni früher getrocknet und eingefroren als Proviant mit auf Reisen genommen worden sind. Denn zum Aufwärmen brauchte man nicht viel: einen Kessel, ein Feuer und etwas Wasser oder Schnee, was es in Russland ja zur Genüge gibt. Ganz schnell konnte man sich eine sättigende und wohlschmeckende Mahlzeit zaubern. Es ist bis heute üblich, dass man mit Verwandten und Gästen die Pelmeni zu tausend zusammenfaltet und im Winter draußen lagert, wo sie in der Kälte gefrieren. Sogar in Großstädten, wie Moskau kann man an vielen Fenstern und Balkonen Beutel hängen sehen, worin sich die beliebte Speise befindet. Sie sollen nach dem Gefrieren zudem viel besser schmecken und mit Schmand, Pfeffer oder Essig sind sie einfach unwiderstehlich!

Bereitet ihr die Pelmeni auch heute noch mit Bekannten und Familien zu, um sie dann in der Kühltruhe zu lagern? Und womit befüllt ihr eure Glückspelmeni?

2 Kommentare:

  1. Bei uns besteht der Glücks-Pelmen einfach nur aus Teig ohne Füllung.Dass man dazu Essig serviert, habe ich in unserer Familie noch nie erlebt. Entweder bekommt man sie in einem tiefen Teller mit Gemüsebrühe, mit Schmand oder mit einer scharfen, roten Tomatensoße (Garschitzka oder so?. Letztere ist meine Lieblingsvariante.

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  2. Bei uns wird in den Glücks-Pelmen eine kleine sehr scharfe Chilischote hineingepackt, dass Glück fällt einem ja auch sonst nicht einfach so in den Schoß hinein. Wir essen die Pelmeni meist mit Brühe, in kleinen Schälchen wird Knoblauch gereicht, oder Kobra (Tomaten, Paprika, viiiiiel Knoblauch, und Chilischoten, das ganze wird dann durch den Fleischwolf gegeben und ergibt eine köstliche Soße.) Auch wird bei uns zu den Pelmeni in einer Schale Essig mit etwas Brühe der Pelmeni mit Knoblauchstückchen gereicht.

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